Das Wichtigste ist, sich zu engagieren!

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Im Namen der Linksfraktion im Bundestag überreichte Kerstin Kassner zu Beginn einen Spendencheck.

So lautete der Appell, der während der Podiumsdiskussion zu „10 Jahre Rock gegen Rechts Stralsund“  Im Namen der Linksfraktion im Bundestag überreichte Kerstin Kassner zu Beginn einen Spendencheckimmer wieder zu vernehmen war. Er war die Quintessenz, die man den spannenden Beiträgen zum antifaschistischen Engagement in der Vergangenheit und Gegenwart der PodiumsteilnehmerInnen entnehmen konnte.

Die Diskutierenden

Der Raum in der Kulturkirche war bis zum letzten Platz gefüllt, als Antje Rudolph von der Kreisvolkshochschule am 18.09. die Podiumsdiskussion eröffnete. Die Diskutierenden verkörperten ein breites Spektrum gesellschaftlichen Engagements gegen Rassismus und neonazistische Ideologie. Da war Ahmed Shah von der Initative Grenzen Los aus Berlin, der schon von Rock against Racism in den 70er Jahren in Großbritannien politisiert worden war, daneben auch Volkhard Mosler, der „Rock gegen Rechts“ 1979 in Frankfurt mitbegründet hatte. Während die beiden besondere globale und historische Einschätzungen liefern konnten, konzentrierte sich der Blick bei Jens Knoop und Birgit Lohmeyer stärker auf die Situation in MV. Zu guter Letzt saß auch Monchi von Feine Sahne Fischfilet auf dem Podium, der stets auch auf Widersprüche in der Bewegung aufmerksam machte.

received_533727006786005Erfahrungen und Einschätzungen

Zusammen ergab dies eine sehr lebendige Gruppe, bei der Frau Rudolph als Moderatorin nach anfänglichen Stichworten in den Hintergrund treten konnte und den Diskutierenden genügend Raum für ihre Gedanken gab. Die BesucherInnen erfuhren so von Herrn Mosler vieles über die Anfangsschwierigkeiten Rock gegen Rechts‘ in Frankfurt und insgesamt Westdeutschland in den 70er Jahren, was von Ahmed Shah durch Vergleiche mit der englischen Entwicklung und aktuellen Initiativen in Berlin, wie dem Festiwalla, ergänzt wurde. Monchi konnte aus eigenen Erfahrungen die von Nazikultur mitgeprägte Jugend im vorpommerschen Dorf wiedergeben. In Verbindung mit den Projekten der Lohmeyers und Rock gegen Rechts Stralsund stellte sich zwangsläufig im ersten Teil wiederholt die Frage, wie und warum gerade Musik ein so ansprechendes Medium beim Engagement gegen Neofaschismus darstellt. Während Jens Knoop hierbei die Position vertrat, dass Musikveranstaltungen eben eine besondere Form der Begegnung darstellen, die keine besondere Politisierung erfordern, gab Monchi zu bedenken, dass derlei Gemeinschaftsgefühl auch von den Nazis auf ihre Konzerten geschaffen werde. Diese würden ihre Musik jedoch auch gezielt nutzen, um ihre Ideologie zu verbreiten und sich gegenseitig in ihrem Hass zu bestätigen. Daran anschließend war es dem Sänger besonders wichtig darauf hinzuweisen, dass Antifaschismus nicht in der Nische einer Subkultur verharren dürfe und immer auch nach außen wirken müsse.

Zusammenarbeit mit der bürgerlichen Gesellschaft

Diesen Aspekt griff auch Birgit Lohmeyer auf, als sie erklärte, warum man sich bei „Jamel rockt den received_533727013452671Förster“ bewusst dafür entschieden hatte, keine Botschaft „gegen“ etwas zu verwenden, sondern stattdessen mit einer positiven Einstellung den Menschen in der von Nazis geprägten Gegend von Jamel zu begegnen. Hierbei wurde auch das womöglich größte Dilemma des Engagements gegen Rechts deutlich: Während es einerseits notwendig ist, auf das bürgerliche System zuzugehen, um eine Massenbasis zu erhalten, sind es gleichzeitig die Vertreter eben dieses Systems, die den Aktionen die größten Steine in den Weg legen. Da wird RgR Stralsund bis heute von manchen konservativen Ansprechpartnern als „linke Krawallmacher“ abgestempelt, da wird Feine Sahne Fischfilet wegen ihres kontinuierlichen Einsatzes vom Verfassungsschutz verfolgt und Ahmed Shah sieht sich auch bei „liberalen“ Bündnispartnern latenter Islamophobie ausgesetzt. Angela Merkel verkündet die Flüchtlinge betreffend „Wir schaffen das!“ und lässt am nächsten Tag vom Innenminister die Grenzen hochziehen.

Engagiert Euch!

Die Schlussfolgerung aus diesem Dilemma war für die TeilnehmerInnen des Podiums klar: Engagiert euch! Sei es in Jamel, für Geflüchtete in der eigenen Stadt oder bei Rock gegen Rechts in Stralsund.

Und an dieser Stelle können wir von Rock gegen Rechts auch in eigener Sache sagen: Wartet nicht, bis jemand etwas für euch auf die Beine stellt, sondern werdet selbst aktiv. Selbst wenn ihr nur eine Idee habt und nicht wisst, wie ihr sie alleine stemmen könnt – meldet euch bei uns und es werden sich zusammen Wege finden lassen.

Fotoaktion

Die Podiumsdiskussion wurde begleitet von einer Fotoaktion, an der ca. 30 Menschen teilgenommen und sich positioniert haben. Wir bedanken uns für die Unterstützung des Fotografen Moritz Werthschulte. Die Ergebnisse seht ihr hier:

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Ein Tag für Vielfalt und Engagement

Der 18.09.2015 war für Stralsund ein sehr vielfältiger Tag, an dessen Gestaltung viele Menschen aus der Stadt und ihrer Umgebung teil hatten und Veranstaltungen auf die Beine stellten.

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Ein breites Bündnis aus Parteien, Bewegungen, Vereinen und Unternehmen hatte recht kurzfristig ein Willkommensfest ins Leben gerufen, auf dem sich über 200 BesucherInnen auf dem Gelände der SIC (Stralsunder Innovations Consult) tummelten. Von nah und fern waren viele Menschen angereist, um den anwesenden Geflüchteten einen herzlichen Empfang zu bereiten. Die Veranstalter hatten Busse organisiert, um den Geflüchteten eine sichere Anreise zu gewährleisten.

Die Stimmung auf dem Fest war ausgelassen und wurde von Musik, Tanzeinlagen und anderen kulturellen Höhepunkten begleitet. Auch die Geflüchteten selbst trugen zu der ausgelassenen Stimmung bei, so hatte eine syrische Gruppe eine eigene Tanz-Aktion gestaltet, die von den BesucherInnen fröhlich aufgenommen wurde.

FB_IMG_1442655137533Ein besonderes Lob gilt nicht nur den OrganisatorInnen, sondern auch den vielen Menschen, die dem Spendenaufruf gefolgt sind und zahlreiche Sachspenden mitbrachten. Diese wurden zunächst an die Geflüchteten vor Ort verteilt, die übrigen Dinge werden anderen zukommen.

Nazis stören Willkommensfest

Die einzigen Ruhestörer waren die ortsansässigen Neofaschisten von der NPD. In Sichtweite des Festes hatten diese auf öffentlichem Gelände eine Mahnwache angemeldet und redeten auf ihrer Kundgebung den Untergang des Abendlandes herbei. Einschlägig bekannte, lokale Naziköpfe wie Enrico Naumann (ehemals „MVGIDA“, neuerdings „MV-Patrioten“) und Dirk Arendt (NPD- Kreisvorsitzender) versuchten ihre Hirngespinste einer „Asylflut“, rassistische Vorurteile und rechtsradikale Ideologie zu verbreiten. Die Mahnwache, deren Teilnehmerzahl weit hinter der des Willkommensfestes zurück blieb, war offensiv gegen dieses angemeldet worden.

Enrico Naumann hielt indes nicht nur eine Rede am NPD-Stand, sondern war auch fleißig damit beschäftigt, BesucherInnen des Willkommensfestes zu fotografieren. Naumann hatte sich vor einigen Monaten von MVGIDA distanziert, das er selbst gegründet hatte. Er begründete dies damals damit, dass Neonazis seine Bestrebungen unterwandert hätten.

Kleinere Gruppen von Neonazis versuchten außerdem das Fest zu stören und verbreiteten sich rund um das Gelände der SIC.

Polizei geht gegen Nazis vor

Die Polizei hat an diesem Tag tadellos gearbeitet. Die Mahnwache der Nazis stand unter ständiger Bewachung und auch die Grünflächen in der Nähe des Festes wurden unablässig von Hundestaffeln abgelaufen, um Angriffe der Rechten zu verhindern. Selbst einzelne Späher wurden immer wieder von der Polizei zurückgedrängt. Auch während der „10 Jahre Rock gegen Rechts Stralsund“ Veranstaltung war der Einsatz durchgehend positiv. Streifenfahrten waren in der gesamten Stadt erhöht worden und auch die Hundestaffel blieb am Abend weiterhin aktiv.

Somit war es allen BewohnerInnen, Geflüchteten und Gästen möglich, einen friedlichen Tag zu genießen.

Hier noch weitere Bilder vom Fest:

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Rechte kündigen in Mecklenburg-Vorpommern heißen Demo-Herbst an!

Seitdem das übliche „Sommerloch“ vorbei ist, waren in den vergangenen Wochen in ganz MV vermehrt Stralsund Affenrechte Aktivitäten festzustellen. In den meisten Fällen kann gegen diese Umtriebe mobilisiert werden, selbst wenn sie mitunter erst sehr kurzfristig bekannt werden.

So konnte am Freitag, den 11.09., erfolgreich gegen eine Mahnwache der „MV-Patrioten“ in Stralsund protestiert werden. Interessierte BürgerInnen wurden an zwei Infoständen im Stadtteil Grünhufe rund ums Thema Asyl aufgeklärt, um Falschdarstellungen, die derzeit reichlich von rechter Seite gestreut werden, zu entkräften. Doch nicht nur Bildungsarbeit wurde geleistet; das bunte Bündnis begab sich außerdem gemeinsam zur Notunterkunft für Geflüchtete, um sie mit einer Menschenkette zu schützen. Zugleich sollten die Bewohner der Unterkunft damit willkommen geheißen werden.

Dass die Zahl der Gegendemonstrierenden weit höher war als die der fremdenfeindlichen „Patrioten“, war ein gutes Zeichen für die Stadt. Es ist bedenklich, dass die geringe Polizeipräsenz nicht ausreichte, um dem Treiben der RassistInnen Einhalt zu gebieten. Diese konnten unbehelligt einen „Spaziergang“ zu ihrem Parkplatz durchführen, nur um später erneut zu versuchen, zur Notunterkunft zu kommen. Das Bündnis und die Polizei konnten sie dort jedoch abwehren.

Zu einer Demonstration von Neonazis kam es außerdem in Güstrow am vergangenen Montag. Auch diese wurde erst sehr kurzfristig angemeldet und vom Landkreis genehmigt. Der Aufmarsch ging durch viele Teile der Stadt, u.a. vorbei an der „Villa Kunterbunt“, in der Karen Larisch und ihre KollegInnen wertvolle Integrations- und Kulturarbeit leisten. Am selben Abend wurde Frau Larisch von Neonazis angegriffen. Auch hier war die Polizeipräsenz gering, dennoch kam es zu keinen Verletzungen.

Am 16.09. fand eine weitere Nazidemo statt, die sich gegen die Notunterkunft für Geflüchtete in Wismar richtete. Das Bündnis Wismar für Alle organisierte bunte Protestaktionen.

Auch für die kommenden Tagen und Wochen sind bereits Demonstrationen von RassistInnen und Neonazis angekündigt. Beim Infoportal Nordost findet ihr eine ständig aktualisierte Übersicht. Um auf dem Laufenden zu bleiben, verfolgt außerdem aufmerksam unsere Facebookseite und unseren  Terminkalender. Zusätzlich sind Informationen auf Endstation-Rechts zu finden.

Es ist nun wichtiger denn je, sich ehrenamtlich für Geflüchtete in Stralsund und MV zu engagieren. Aber auch die Aktivitäten der RassistInnen verlangen kontinuierlichen Widerstand. Wenn ihr Informationen habt oder Hilfe braucht, schreibt uns oder einem Bündnis in eurer Stadt. Raus auf die Straße!