Presseerklärung der Initiative „Denk-mal-Prora“ zur Petitionsübergabe an die Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel, an den Ministerpräsidenten des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Herrn Erwin Sellering, und an den Landrat des Landkreises Vorpommern-Rügen, Herrn Ralf Drescher
25 Jahre nach der politischen Wende tritt offen zutage, wie exponierte Orte der DDR-Geschichte rücksichtslos getilgt und aus dem Bewusstsein verbannt werden. Sowohl der vollständige Abriss des Palastes der Republik als auch die politisch und medial massiv betriebene Umdeutung des Ortes Prora auf Rügen zum „ehemaligen KdF-Seebad“, bei gleichzeitigem Umbau der gigantischsten Kasernenanlage der DDR zur Wohn- und Ferienanlage im Antlitz des einst geplanten (!) „Kraft-durch-Freude-Seebades“, zeugen von einer gesellschaftlich ungesunden damnatio memoriae. Angst vor weiterer Überfremdung, Politik- und Medienverdrossenheit in weiten Teilen Ostdeutschlands könnten eine Folge dieses Raubens der Erinnerung sein, das nicht auf jene Orte beschränkt ist. In Prora bietet Block V der Großbauten die letzte Chance für eine Kurskorrektur.
Knapp 15.000 besorgte Bürgerinnen und Bürger aus Deutschland und darüber hinaus haben innerhalb von zwei Wochen eine Petition* unterschrieben, die den Stopp der Ausverkaufs der Geschichte fordert. Sie wurde am Abend dem Bundeskanzleramt, dem Ministerpräsidenten des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie auch dem Landrat des Landkreises Vorpommern-Rügen, dem Binzer Gemeinderat sowie den Fraktionsvorsitzenden des Kreistages Vorpommern-Rügen überstellt. Der Kreistag entscheidet am 2. Mai 2016 über den möglichen Verkauf des Blocks. Im Schreiben an die Bundeskanzlerin Angela Merkel, in deren Wahlkreis Prora liegt, heißt es:
„Bitte nehmen Sie diese Stimmen ernst und lassen Sie es nicht zu, dass in Ihrem Wahlkreis die Geschichte der DDR derartig getilgt und im Anschluss verleugnet wird, wie dies bereits in weiten Teilen des Kolosses der Fall ist. Block V verkörpert sowohl die heimliche Aufrüstung in der DDR als auch die Anfänge der Friedlichen Revolution. Es geht um nichts weniger als die Akzeptanz dieses geschichtlichen Verlaufes im Osten Deutschlands zwischen 1945 und 1990. Zumindest der vor zehn Jahren vom Bund für 1 Euro an den Landkreis gegangene Block ist so zu entwickeln, dass er zu Fragestellungen bezüglich seiner komplexen Geschichte anregt und mit seinen darin befindlichen Dokumentationen zu einem Besuchermagnet wird.“
Bislang blieben die Schreiben der Initiative an Land und Kommunen sowie an Bundeskanzlerin und Bundespräsident unbeachtet. Mehrfach hatte der Initiator Dr. Stefan Wolter gefordert, die denkmalpflegerische Entwicklung des Kolosses nicht auf die Vollendung des „schönen Scheins des Nationalsozialismus“ zu beschränken, sondern den Bruch mit dieser Geschichte und schließlich das Ende zweier Diktaturen sichtbar zu halten. Block V bietet nun die letzte Gelegenheit für eine intelligente und demokratische Lösung.
Am Freitag, dem 1. April diesen Jahres, fand in Stralsund eine weitere Demonstration der „Initiative Vereint für Stralsund“ statt. Die „Initiative“, die ein Teil eines „Patrioten“- Bündnisses ist und einige Facebook-Gemeinschaften umfasst („Patrioten Rügen/Rostock/Stralsund“, „Patrioten Rostock/Rügen/Stralsund“, „Patrioten Stralsund/Rostock/Rügen“, „Patrioten Barth“, „Patrioten Ribnitz-Damgarten“) konnte diesmal deutlich weniger Menschen erreichen.
Laut eigener Zählung vor Ort waren bei der gesamten Demonstration gerade einmal 80 Personen anwesend. Während dessen sprach die Polizei von etwas über einhundert Personen. Die Demonstration, welche fast ausschließlich durch Personen aus dem rechtsradikalen Spektrum besucht wurde, führte diesmal ungewohnte Wege. So entschloss man sich von der üblichen Route in der Altstadt abzuweichen, um in der Tribseer Vorstadt / Tribseer Wiesen zu laufen. Die Rechtsradikalen trafen sich mit dem üblichen Fahnen- und Schildersortiment in der Bahnhofstraße. Gegen 19:30 Uhr setzte sich der Aufmarsch in Bewegung. Die Demonstration wurde von einem Spalier aus Polizist_innen und Polizeiwagen begleitet. Die Route führte entlang des Tribseer Damm, weiter in die Alte Rostocker Straße und mündete in die Alte Richtenberger Straße. Lahme zaghafte „Wir sind das Volk“- und „Leute lasst das glotzen sein, reiht euch in die Demo ein“- Rufe schalten neben rechtsradikaler Musik durch die Straßen. Wer dachte, dass auf dem weiteren Weg das anliegende Wohngebiet genutzt wird, hatte sich getäuscht, denn überraschenderweise ging es entlang eines menschenleeren Gewerbegebietes in den Großlüdershägerweg.
Anschließend gab es im Damaschkeweg – in einer gutsituierten Wohngegend – eine Abschlusskundgebung. In dieser wurde der Terroranschlag von Brüssel thematisiert und auf rassistische Weise Ängste geschürt. Weiterhin ging es hauptsächlich um Krieg und Einwanderung. Auch der blaue Lautsprecherwagen aus den Reihen von Norman Runge (NPD) war wieder vor Ort.
Anschließend gab es im Damaschkeweg – in einer gutsituierten Wohngegend – eine Abschlusskundgebung. In dieser wurde der Terroranschlag von Brüssel thematisiert und auf rassistische Weise Ängste geschürt. Andere Inhalte waren Einwanderung und Krieg. Auch der blaue Lautsprecherwagen aus den Reihen von Norman Runge (NPD) war wieder vor Ort.
Die Kundgebung, die vergleichsweise arm an Rednern war, wurde wie gewohnt mit dem „Deutschlandlied“ beendet. Es kam zu einem technischen Fehler, wodurch die Musik abbrach und kein Gesang von teilnehmenden Rechtsradikalen zu hören war. Das Lied wurde erneut gestartet. Auch Dirk Arendt (NPD Kreisvorsitzender) und seine Ge“volk“schaft waren anwesend. Die Demonstration lief über eine der Parallelstraßen auf die Alte Richtenberger Straße in Richtung Bahnhof zurück.
Die Route erinnerte an systematisches Ablaufen nach erfolgversprechenden Demonstrationsrouten. Der Erfolg blieb jedoch aus.
Naumann wider dabei?
Auch Enrico Naumann, Begründer von „MVGida“ und „MV.Patrioten“ konnte auf den letzten Demonstrationen wieder entdeckt werden. Während er diese Demonstration und Gegenproteste am Hauptbahnhof beobachtete, nahm er an vorherigen Demonstrationen nur passiv teil. Die Rolle von Enrico Naumann bleibt unklar. Wir bleiben gespannt!
Dumm, Brutal und National
Die Teilnehmer der Demonstrationen trafen schließlich auf dem Rückweg auf Höhe der Schranken am Hauptbahnhof auf Gegenwehr. Als die Demonstration die Schiene überquerte war auch ihr Höhepunkt erreicht. Teils betrunkene Neonazis beleidigten die rund 40 Gegendemonstranten, versuchten zu ihnen zu gelangen und warfen auch eine leere Schnapsflasche in die Menge der Protestierenden. Zum Glück verfehlte sie ihr Ziel. Hier ein Video:
Die Reaktion der Polizei darauf war nicht nennenswert. Es wurde lediglich kurz nachgesehen, ob Scheiben zu Bruch gingen. Als klar war, dass kein Schanden entstanden ist und niemand verletzt wurde, verließ man den Ort und es ist unklar, ob der Wurf zu polizeilichen Konsequenzen für die Rechtsradikalen geführt hat.
Rechte Gewalt nach Demonstrationen
Auch im Anschluss an die Demonstration am 01. April traf sich eine Gruppe von 30 Rechtsradikalen nach Abschluss der Veranstaltung. Sie bleiben in der Nähe der Gegendemonstranten, waren offensichtlich betrunken und riefen Beleidigungen und Parolen aus. Auch die Polizei war Opfer mehrerer Beleidigungen. Nach der letzten Demonstration am 03.03.2016 kam es am Theater zu einem Übergriff auf Migrant_innen. Nazigegner beobachteten die Situation und die Polizei ging nach der Alarmierung gegen die betrunkenen Rechtsradikalen vor. Auch in der Nacht schlichen „Kleingeister“ der ehemaligen „Hatecrew“ durch die Altstadt um in Kneipen ihren Frust an Antifaschisten herauszulassen. Dabei handelt es sich beispielsweise und Namen wie Marko Preuß, Dennis Raab und Eric Settekorn. Nur leider finden sie in manchen Etablissements keine Bleiben, da sie sich absolut daneben benehmen. Und auch nach dieser Demonstration war das gleiche Bild in der Stadt wahrzunehmen. Generell sind rechte und rassistische Übergriffe in jeglicher Form stark angestiegen.
Was ist da eigentlich los in Greifswald?
So wie einige andere Blogs haben auch wir schon einmal über die Geschehnisse um die FFDG Greifswald/Wolgast berichtet. Nun enthüllt sich ein weiterer Krach in Greifwald. Die Facebook-Seite von „Greifswald wehrt sich“, einer von Neonazis durchsetzten Bürgerwehr, vermeldete noch vor Wochen, dass sie auf Jagd gehen möchten – Jagd auf politische Gegner. Die Medien berichteten. Nun gab es inzwischen weitere Veröffentlichungen, allerdings unter dem Namen „Umbrealla wehrt sich“ (https://www.facebook.com/Umbrealla-wehrt-sich-408055126061369/?fref=ts).
Daraufhin kommentierte „Melanie Bu“, die vermutliche Nichte Naumanns und gleichzeitig FFDG-Organisatorin.
Wer sich das diffuse Auftreten der Greifswalder Gruppe anschauen möchte, ist zu spät. Die Seite wurde inzwischen gelöscht. Die „Patrioten Rostock/Rügen/Stralsund“ äußerten sich empört und distanzierend zum neuen Auftreten der Bürgerwehr und zeigen sich geschlossen mit der FFDG.
Die Seite der Greifswalder Bürgerwehr erinnerte an die „Umbrella Corporation“ (https://www.facebook.com/umbrellacorp/?fref=ts). Vermutlich stand Enrico Naumann hinter dieser Seite. Ob er sie selbst gelöscht hat, oder die „umbrellacorporation“ sie wegen Copyrightverstößen gemeldet hat, werden wir wohl nie erfahren. Auch Konflikte zwischen „Melanie Bu“ und Enrico Naumann könnten Gründe für die Löschung sein. Wie wir schon berichten, ist „Melanie Bu“ eine der Hauptorganisatorinnen der „FFDG Greifswald“. Mehr zum Konflikt zwischen Naumann und der „FFDG Greifswald“ hier: http://rockgegenrechts.square7.ch/?p=3502.
Nennenswerte Ereignisse der Vergangenheit!
In Stralsund fand am 01.April weiterhin eine Kundgebung der AfD statt. Unter dem Motto „Merkel muss weg“ demonstrierten AfDler und NPDler Hand in Hand gegen die Politik der Bundeskanzlerin. Auch Dirk Arendt (NPD Kreisvorsitzender) und Eric Listing (NPD Mitglied, aus Sagard) waren vor Ort.
Die NPD hat vor einigen Wochen ihre Landesliste (1. Udo Pastörs, 2. Tino Müller,3. Michael Andrejewski, 4. Stefan Köster, 5. David Petereit, 6. Andreas Theißen, 7. Norman Runge, 8. Enrico Hamisch, 9. Stefan Suhr, 10. Michael Grewe, 11. Marianne Pastörs, 12. Alexander Wendt, 13. Dirk Bahlmann, 14. Adrian Wasner, 15. Marko Zimmermann, 16. Kristian Belz, 17. Torgai Klingebiel, 18. Antje Menzel, 19. Jörn Stelter, 20. Doris Zutt) für die anstehenden Wahlen veröffentlicht. Ein Wahlkampf ist bisher nur im Rahmen der „Initiative Vereint für Stralsund“und deren Demonstrationen wahrzunehmen. Auf den Demonstrationen sind u.a. Antje Karnatz Menzel ( Vorsitzende Ring Nationaler Frauen MV, NPD) und Norman Runge (NPD) aufgetreten.
Video: Min. 16:55 Norman Runge
Da es nicht möglich ist alle Ereignisse in einem Bericht zu erfassen, bitten wir darum, ständig unsere Facebook-Seite zu besuchen. Dort werden aktuelle Meldungen, Polizeiberichte etc. veröffentlicht. Zur Seite: https://www.facebook.com/RockGegenRechtsStralsund/?fref=ts.
Der noch nicht veräußerte Block 5 des ehemaligen KdF-Bades in Prora soll im Mai vom Landkreis Vorpommern-Rügen verkauft werden. Auch wenn der Bildungsausschuss des Landkreises sich deshalb vor Ort trifft, soll Landrat Drescher (CDU) im Vorfeld schon bevollmächtigt werden eine Veräußerung „loszutreten“. Dagegen kämpft eine Initiative mit einer Petition. Teil dieser Initiative ist Markus Georg Reintgen. Ein Künstler, der sich in Form der bildnerischen Kunst mit den Themen Krieg und Gewaltherrschaften beschäftigt. Hauptsächlich stört ihn, dass die denkwürdige Bebauung in Prora dazu verwendet wird, die Profitinteressen von Unternehmen zu bedienen. Dies wird der historischen Verantwortung dieses Komplexes in keiner Weise gerecht. Ein Großteil des ehemaligen KdF-Bades, in dem längst eine Jugendherberge eröffnet hat, wird derzeit schon saniert. Luxuswohnungen, Privatstrände und eine Amüsiermeile sollen umgesetzt werden. Trotz dieser Vorhaben wirbt man immer noch mit dem Slogan „Wohnen im Denkmal“. Ein „Denkmal“, welches diesem Wort nicht würdig wird. „Die Besitzer profitiere lediglich von steuerlichen Begünstigungen“, so Markus Georg Reintgen.
Gemeinsam mit weiteren Personen möchte Markus Georg Reintgen einen Ort schaffen, an dem andere Generationen teilhaben und somit auf die Geschichte von Prora schauen können. Vom Dritten Reich über die DDR bis heute – die militärische Geschichte von Prora darf nicht in Vergessenheit geraten. Das Dokumentationszentrum in Prora soll einen richtigen Platz im Block 5 erhalten. Zu dem soll Block 5 nur aufs Notwendigste modernisiert werden. Es soll ein Kulturraum entstehen, der auch nutzbar für andere ist.
Verhindert werden soll ein zweites Sylt, mit dem der Größenwahn der faschistischen Diktatur, dank finanzstarker Investor*innen, seine Vollendung finden würde. Und auch wenn Versprechungen wie neue Arbeitsplätze den Menschen auf Rügen die Modernisierung von Prora schmackhaft machen sollen: Die Aufträge für die schon veräußerten Gebäudeabschnitte werden schon jetzt an ortsfremde Firmen vergeben. In der Gastronomie dürfen die Lohnabhängigen auf Rügen zumeist nur auf saisonale Beschäftigungsverhältnisse hoffen, womit eine Neuanstellung jedes Jahr aufs Neue auf der Kippe steht. In wie weit die Einheimischen also tatsächlich profitieren, bleibt fraglich.
Auch andere Pläne stehen bald den Anwohnern in Form eines Bürgerentscheides zur Wahl. In Planung ist die Errichtung eines Wohnturms, welcher erstmals bereits bei der Erbauung des KdF-Bades bedacht wurde. Bereits damals wollte man einen Turm schaffen, in dem die Besucher gastronomisch versorgt werden und dabei einen tollen Ausblick auf die schöne Natur haben.
Die Petition, die Markus Georg Reintgen und seine Mitstreiter*innen ins Internet stellten, ist unerwartet erfolgreich. Bereits 14.000 Menschen gaben ihre Stimme ab. Dennoch fehlen aktuell rund 1.000 weitere Stimmen. Hier geht es zur Abstimmung:
Aber nicht nur Stimmen werden gesucht, sondern auch neue Mitstreiter*innen aus der breiten Gesellschaft und Landes- sowie Kommunalpolitiker*innen in Mecklenburg-Vorpommern.
Ihr könnt die Initiative auch in den sozialen Medien erreichen:
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