Start ins Wochenende: “Stark für Rügen” erleidet Rückschlag

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Am gestrigen Abend fand in Bergen auf der Insel Rügen die 3. von Rechten und Rassisten organisierte Demonstration statt. Die Facebook Gemeinschaft “Stark für Rügen” ist Veranstalter der Demonstrationen und kooperiert angesichts der Teilnahme in Stralsund bei anderen Veranstaltungen mit der rechten Bewegung “MV.Patrioten”.

So trafen sich gestern ca. 50 Personen, auf dem Parkplatz des “City Center” in Bergen auf Rügen. Selbst jedem ungeübten Beobachter fiel es leicht zu erkennen, dass die kleine Personengruppe fast ausschließlich zur rechten Szene gehörte und vermeintliche Wutbürger auf sich warten ließen.
Ebenfalls fiel eines auf: die Anwesenheit der rechten Polit-Prominenz ließ zu wünschen übrig und so stellt sich die Frage: Wie viel Rückhalt die rechte Bewegung auf Rügen, auch innerhalb der rechtsextremen Szene hat? Aber unklar ist auch wie weit rechtsextreme Netzwerke auf Rügen bestehen. Die Teilnehmer der Demonstration konnte man größten teils der lokalen Szene zuordnen. Auch der Stralsund NPD Vertreter Dirk Arendt war bei den letzten Aufmärschen auch teilweise als Redner anwensend.

Ca. 200 Meter entfernt fand eine friedliche Mahnwache des Bündnisses “Rügen für Alle” und des “Rügener Forum alternative Kommunalpolitik” statt. Die bunte Masse hielt Transparente und Schilder auf denen sich die Gegendemonstranten mit Geflohenen solidarisierten. In der Mahnwache befanden sich Familien mit Lampignons und einfache Bürger mit Andachtskerzen. Als der rechte Tross sich in Bewegung setze und direkt an der Mahnwache entlang ging wurde der Lautsprecherwagen der Asylfeinde überschallt. Einzelne “hasta la vista – antifacista” und andere bedrohliche Rufe konnten festgestellt werden.

Die rechte Demonstration nahm ihren weiteren Verlauf durch das Neubaugebiet “Rothensee”. Innerhalb des Neubaugebietes spalteten sich Demonstranten ab und verließen die “Stark für Rügen” Demonstration. Trotz der geringen Teilnahme an der Veranstaltung feiert die rechte und rassistische Facebookgemeinschaft die Demonstration als Erolg.

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Am gleichen Abend macht sich innerhalb von Facebook viel Spott breit. Hier ein Bsp.:

hpsfrkommiDas Handeln der Polizei, war im vegleich zu den Demonstrationen in Stralsund vorbildlich. Ein Protest in Hör- und Sichtweite wurde ermöglicht in dem man die Proteste direkt an die angemeldete Route tragen konnte. So wurde dem Beschluss des Landtages nachgekommen.

Festzuhalten ist, dass, während bei den ersten beiden Demonstrationen von “Stark für Rügen” ca. 70 Teilnehmer anwesend waren, dieses mal die Teilnahme geringer ausfiel. Und dazu verstärkt sich auf der Insel ein positiver Trend: Die Gegendemonstranten waren beim ersten Protest ca. 70 Teilnehmer und bei den letzten beiden Protesten ca. 130-140 Teilnehmer.

Eine Amateuraufnahme eines users verdeutlicht, dass die rechte Bewegung “Stark für Rügen” auch technische Probleme hatte: https://www.facebook.com/groups/1654973218102374/permalink/1664445047155191/

Die Unterstützung von Flüchtlingen auf der Insel Rügen wird immer größer, während die Rechten in ihren öffentlichen Veranstaltungen einen Abwärtstrend zu verzeichnen haben.

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MV. Patrioten werden weniger!

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Während in Schwerin am Samstag eine Demo der AfD stattfand, gab es am Vortag eine Demonstration der „MV.Patrioten“ in Stralsund.

Angemeldet waren für diesen Tag in Stralsund 400 Teilnehmer. Diese wurden nicht einmal ansatzweise erreicht. Verschiedene Beobachter schätzen ein, dass rund 250 Personen an der rassistischen Demo teilnahmen. In einem Post auf Facebook wurde dazu aufgerufen, nüchtern zur Demo zu erscheinen. Andere User hofften sogar, mehr Teilnehmer zu werden, als angemeldet wurden.
Die Beobachter bestätigten, dass Neonazis aus dem Raum Mecklenburg-Vorpommern dabei waren. Besonders die fast ausschließliche Teilnahme von Personen aus dem rechten Spektrum fiel nicht nur den Beobachtern auf. Anwohner, die zuerst interessiert waren oder neugierige Blicke wagten, sind in ihre Wohnungen im Neubauviertel „Knieper“ verschwunden. Fenster wurden teilweise geschlossen.
Besonders die abgeänderte Route und die Polizeipräsens, samt dem Abschirmen mehrerer Stadtviertel machten den Protest in Hör- und Sichtweite fast unmöglich. Nur an einer Stelle war ein Protest in Hör- und Sichtweite 5-10 Minuten kundzutun (Knieperdamm, Ecke Friedrich-Engels-Straße). Weiterhin wurden Gegendemonstranten, die es in die Nähe der Route geschafft haben, eingekesselt und ihre Personalien wurden aufgenommen. Danach kam es zu Platzverweisen.

Die Route sah wie folgt aus: An den Bleichen (ca. 19.30 Uhr) – Knieperdamm – Prohner Straße – Rudolf-Vierchow-Straße – Heinrich-von-Stephan Straße – Hans-Fallada-Straße – Vogelwiese – Bachstraße . Franz-Schubert-Straße – Kädingshäger Straße – Hainholz Straße – Knieperdamm – Friedrich-Engels-Straße – An den Bleichen (ca. 21.30 Uhr)

Wer die Strecke kennt, kann sehen dass ein Protest nicht einmal in Hörweite durch die dicht bebauten Gassen möglich ist. Auch Mahnwachen sind keine Möglichkeit, einen längeren Protest an bzw. in der Nähe der Route abzuhalten. Diese Erfahrungen wurden im Februar gemacht, die Polizei kesselte die Mahnwache ein und hielt damit die Gegendemonstranten davon ab, mobil zu sein.

Neben den üblichen Fahnen und Transparenten, die auf solchen Demos getragen werden, trugen Ordner rote Armbinden. Auf die Ohren gab es was von bekannten Bands aus dem rechten Spektrum. So u.a. Sleipnir, Kategorie C und Anett Müller. Neben den bekannten und mit Verschwörungstheorien untermalten Hetzreden wurde an der Kreuzung Rudolf-Vierchow-Straße Ecke Kädingshäger Straße eine Kundgebung in Gedenken an die Anschlagsopfer von Paris eingelegt. Einzelne holten Kerzen, Taschenlampen und die französische Flagge heraus.

Einen besonderen Teil einer Rede auf dem Rückweg möchten wir zitieren, gleichzeitig an die sinkende Teilnehmerzahl erinnern und damit unseren Bericht abschließen.

„Die Bürgerbewegung wird immer größer, sie nimmt immer mehr Pfad auf, Wir sind das Volk!“

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Wir empfehlen, Betroffene, die im Nachgang Post von Polizei oder Staatsanwaltschaft bekommen, sich beim Ermittlungsausschuss Greifswald zu melden um sich rechtliche Unterstützung geben zu lassen: http://eagreifswald.blogsport.eu/kontakt/

Einen Bericht zur Schweriner Demo, der höchst interessant und mit Bildern ausgestattet ist findet ihr hier: http://www.endstation-rechts.de/news/kategorie/demonstrationen-2/artikel/wir-holen-uns-unser-land-zurueck-afd-im-kampfmodus.html

Die Pressemitteilung des Bündnis „Stralsund für Alle“ zum Lampingnonumzug an dem ca. 150 Personen teilnahmen: http://rockgegenrechts.square7.ch/?p=3427

 

„Die Anstrengungen wurden durch Dankbarkeit ausgeglichen“ – Ein Erfahrungsbericht zur Flüchtlingshilfe

Die derzeit hohe Anzahl neu ankommender Flüchtlinge dominiert die Tagespresse. Staatliche Strukturen scheinen überfordert, sodass vielerorts Ehrenamtliche die Erstversorgung von Geflüchteten übernehmen müssen. Unten seht ihr einen Bericht eines Stralsunders, der für den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in Göttingen unterwegs war und dort bei der Einrichtung eines Flüchtlingsheimes half. Wir möchten damit den Leser_innen deutlich machen, wie einfach und erfüllend es sein kann, den Menschen praktische Hilfe zu geben.

Hiermit möchte ich euch einen kleinen Erfahrungsbericht von meinen Erlebnissen bei der Flüchtlingsbetreuung in Göttingen geben. Am Freitag den 28.08 erhielt ich einen Anruf vom Leiter des Sanitätszuges vom ASB, dass wir angefragt worden sind, ob wir eine Sanitätsstation in einem Flüchtlingsheim errichten und die erste medizinische Versorgung übernehmen könnten.

Da dieser Anruf am späten Abend gekommen ist und viele vom Sanitätszug ihren Arbeitgeber nicht mehr erreichen konnten, sind wir am Samstag Nachmittag mit 3 Mann Richtung Göttingen gefahren. Ohne zu wissen, was uns erwartet und mit viel Neugierde, erreichten wir unser Ziel nach gut 7 Stunden Fahrt.

Das Flüchtlingsheim war eine ehemalige Gesamtschule, die vom ASB vor Ort schon am Freitag für die Flüchtlinge hergerichtet wurde. Vom Spätdienst erfuhren wir, dass schon 70 Flüchtlinge untergekommen sind und dass am nächsten Tag noch weitere 120 Flüchtlinge erwartet werden.

Am nächsten Tag erreichten nach dem Mittagessen weitere drei Reisebusse mit Flüchtlingen die Erstunterkunft. Unsere Aufgabe war die erste medizinische Betreuung der Geflüchteten. Am Nachmittag wurde uns eine Ärztin zur Seite gestellt. Die meisten Flüchtlinge kamen wegen Erkältungen zu uns, aber es war auch eine Person dabei, die während ihrer Flucht misshandelt worden war und Rippenfrakturen davon getragen hatte.

Am Tag darauf haben wir für die Nachbetreuung unserer Patient_innen gesorgt und 2 Transporte zur Uniklinik organisiert. Der Flüchtling mit den Rippenfrakturen musste zum Röntgen musste und eine weitere Person wegen Bauchschmerzen zur Sonografie.

Die Versorgung wurde von uns bis zum Mittwoch übernommen. Bei unserer Arbeit hatten wir auch große Unterstützung von 2 Flüchtlingen, der eine war ein syrischer Arzt, der zur Zeit hier nicht praktizieren darf, aber uns mit seinen Kenntnissen und beim Übersetzen geholfen hat. Und der andere war ebenfalls für uns als Dolmetscher tätig.

Während der Zeit, in der wir dort tätig waren, hatten wir ca. 300 Behandlungen und ca. 20 Krankentransporte zur Uni bzw. Fachärzten. Täglich haben wir eine Dienstzeit von 14 Stunden gehabt und waren über Nacht auch auf Rufbereitschaft.

Was wir aus unserem Einsatz in Göttingen mitgenommen haben, ist die Erfahrung, dass die Anstrengungen durch die sichtbare Dankbarkeit der Flüchtlinge ausgeglichen wurde. Freundschaften haben sich entwickelt und man ist mit dem Gewissen nach Hause gefahren, dass man etwas Gutes getan hat. Denn die Leute sind mit wenig hierher gekommen und durch die Leute aus Göttingen konnten sie mit dem Nötigsten versorgt werden. Viele Freiwillige haben bei der Essensausgabe geholfen, Sachen zum Anziehen vorbeigebracht und Deutschkurse für die Flüchtlinge gegeben, die auch gut angenommen wurden.

Im Großen und Ganzen war die Stimmung friedlich – viele hilfsbereite Menschen und keine ausländerfeindlichen Übergriffe.