Der 18.09.2015 war für Stralsund ein sehr vielfältiger Tag, an dessen Gestaltung viele Menschen aus der Stadt und ihrer Umgebung teil hatten und Veranstaltungen auf die Beine stellten.
Willkommensfest
Ein breites Bündnis aus Parteien, Bewegungen, Vereinen und Unternehmen hatte recht kurzfristig ein Willkommensfest ins Leben gerufen, auf dem sich über 200 BesucherInnen auf dem Gelände der SIC (Stralsunder Innovations Consult) tummelten. Von nah und fern waren viele Menschen angereist, um den anwesenden Geflüchteten einen herzlichen Empfang zu bereiten. Die Veranstalter hatten Busse organisiert, um den Geflüchteten eine sichere Anreise zu gewährleisten.
Die Stimmung auf dem Fest war ausgelassen und wurde von Musik, Tanzeinlagen und anderen kulturellen Höhepunkten begleitet. Auch die Geflüchteten selbst trugen zu der ausgelassenen Stimmung bei, so hatte eine syrische Gruppe eine eigene Tanz-Aktion gestaltet, die von den BesucherInnen fröhlich aufgenommen wurde.
Ein besonderes Lob gilt nicht nur den OrganisatorInnen, sondern auch den vielen Menschen, die dem Spendenaufruf gefolgt sind und zahlreiche Sachspenden mitbrachten. Diese wurden zunächst an die Geflüchteten vor Ort verteilt, die übrigen Dinge werden anderen zukommen.
Nazis stören Willkommensfest
Die einzigen Ruhestörer waren die ortsansässigen Neofaschisten von der NPD. In Sichtweite des Festes hatten diese auf öffentlichem Gelände eine Mahnwache angemeldet und redeten auf ihrer Kundgebung den Untergang des Abendlandes herbei. Einschlägig bekannte, lokale Naziköpfe wie Enrico Naumann (ehemals „MVGIDA“, neuerdings „MV-Patrioten“) und Dirk Arendt (NPD- Kreisvorsitzender) versuchten ihre Hirngespinste einer „Asylflut“, rassistische Vorurteile und rechtsradikale Ideologie zu verbreiten. Die Mahnwache, deren Teilnehmerzahl weit hinter der des Willkommensfestes zurück blieb, war offensiv gegen dieses angemeldet worden.
Enrico Naumann hielt indes nicht nur eine Rede am NPD-Stand, sondern war auch fleißig damit beschäftigt, BesucherInnen des Willkommensfestes zu fotografieren. Naumann hatte sich vor einigen Monaten von MVGIDA distanziert, das er selbst gegründet hatte. Er begründete dies damals damit, dass Neonazis seine Bestrebungen unterwandert hätten.
Kleinere Gruppen von Neonazis versuchten außerdem das Fest zu stören und verbreiteten sich rund um das Gelände der SIC.
Polizei geht gegen Nazis vor
Die Polizei hat an diesem Tag tadellos gearbeitet. Die Mahnwache der Nazis stand unter ständiger Bewachung und auch die Grünflächen in der Nähe des Festes wurden unablässig von Hundestaffeln abgelaufen, um Angriffe der Rechten zu verhindern. Selbst einzelne Späher wurden immer wieder von der Polizei zurückgedrängt. Auch während der „10 Jahre Rock gegen Rechts Stralsund“ Veranstaltung war der Einsatz durchgehend positiv. Streifenfahrten waren in der gesamten Stadt erhöht worden und auch die Hundestaffel blieb am Abend weiterhin aktiv.
Somit war es allen BewohnerInnen, Geflüchteten und Gästen möglich, einen friedlichen Tag zu genießen.
Wir veröffentlichen hier den Aufruf von Wismar für ALLE, deren Seite sich derzeit noch im Aufbau befindet.
+++ Aufruf zur Teilnahme am 05.September 2015 auf dem Wismarer Marktplatz +++
Das Bündnis „Wismar für ALLE“ ruft zu gemeinsamen Aktionen für Flüchtlinge, für ein buntes Wismar, für demokratische Grundwerte am 05.09.2015 auf.
Millionen Menschen flüchten heute vor Krieg, vor Verfolgung, Gewalt und Hunger. Sie lassen ihre Heimat zurück, wissen nicht ob sie überhaupt ankommen werden und wollen einfach nur dem Leid entkommen.
Wir finden, dass jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten helfen kann, denn wer, wenn nicht wir, kann diese Krise „wuppen“?
Im Landkreis Nordwestmecklenburg leben zurzeit 738 Asylbewerber/Flüchtlinge. Sozialarbeiter und auch Bürger und Bürgerinnen helfen wo sie können und zeigen, dass die Menschen in NWM weltoffen und tolerant sind.
Genauso versuchen Einige mit hetzerischen Inhalten unter „bürgerlicher“ Flagge die Lage auszunutzen und sich zu profilieren. Unter dem Namen „Deutschland wehrt sich“, einem Verbund fremdenfeindlicher Seiten aus Wismar, Schwerin und Stralsund, planen polizeilich bekannte Männer und Frauen eine Demonstration durch Wismar. In den Kommentaren bei WGA und Co. wird ungeniert gegen die Flüchtlinge/Asylbewerber gehetzt, die demokratischen Parteien verunglimpft und die verfolgten Menschen u.a. als „Pack“ bezeichnet. Leider reden wir nicht von Einzelfällen. Es ist scheinbar wieder salonfähig, sich rassistisch und fremdenfeindlich zu äußern. Ebenso ist es inzwischen an der Tagesordnung, dass Flüchtlingsunterkünfte brennen und es zu gewalttätigen Übergriffe auf die Flüchtlinge kommt.
Am 05. September ab 11 Uhr bis in die Abendstunden (ca. 22 Uhr) rufen wir zur Teilnahme an diversen Aktionen auf.
Regionale Vereine, Verbände und Initiativen sind herzlich dazu eingeladen mit Infoständen und Aktionen dabei zu sein. Die Standgebühr beträgt 5€ und kommt der Flüchtlingsarbeit zugute.
Warum fliehen Menschen? Welchen Gefahren sind sie ausgesetzt? Welche Wege müssen sie beschreiten, welche Hindernisse überwinden? Wo und unter welchen Umständen finden sie Schutz?
Auf diese und andere Fragen versucht die Ausstellung „Asyl ist Menschenrecht“ von PRO ASYL Antworten zu geben. Sie schildert die Lage in Kriegs- und Krisengebieten sowie in den Nachbarregionen. Sie berichtet über die Situation an den EU-Außengrenzen sowie im Inneren Europas und Deutschlands.
Den Veranstaltern ist es ein besonderes Anliegen mit der Ausstellung sachliches Wissen über das Menschenrecht „Asyl“ zu vermitteln, zur Diskussion darüber anzuregen und nicht zuletzt, ein Verstehen und Verständnis für Geflüchtete zu fördern.
Die Ausstellung wird in Kooperation mit der Kreisvolkshochschule Vorpommern-Rügen von Rock gegen Rechts Stralsund e.V. präsentiert. Sie wird vom 7. bis 13. September 2015 in der Kreisvolkshochschule zu besichtigen sein (10 bis 18 Uhr).
Die Ausstellungseröffnung wird begleitet durch die Lesung „Möglicherweise ganz und gar“ mit Safiye Can.
„Möglicherweise ganz und gar“ – Lesung mit Safiye Can
7. September 2015 – 19.00 Uhr, Kreisvolkshochschule Vorpommern-Rügen, Friedrich-Engels-Straße 28
Safiye Can wurde als Tochter tscherkessischer Eltern geboren, die als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland kamen. Sie verdiente sich seit den 2000er Jahren zahlreiche Literaturpreise. Ihr Debüt „Rose und Nachtigall“, veröffentlicht 2014, ist ein Bestseller und erschien 2015 in seiner dritten Auflage im Größenwahn Verlag.
Im Vorwort zur ersten Auflage schrieb der Literaturwissenschaftler Gerhardt Csejka: „Safiye Can nimmt es sehr genau mit dem persönlichen Ton. Angefangen von der richtigen Tonalität über die Tonlage oder -farbe des stimmlichen Ausdrucks bis hin zum jeweils einzig passenden Tonfall jeder kleinsten rhythmischen Einheit des poetischen Textes hat sie stets alles präzise im Ohr und wacht darüber als ihrem kostbarsten Eigentum. Es ist ihre Musik.“
Die Lesung wird im Rahmen der Ausstellungseröffnung „Asyl ist Menschenrecht“ in Kooperation mit der Kreisvolkshochschule Vorpommern-Rügen von Rock gegen Rechts Stralsund e.V. organisiert.
10 Jahre Rock gegen Rechts in Stralsund – Podiumsdiskussion
18. September 2015 – Einlass 18.00 Uhr, Kulturkirche St. Jakobi, Jacobiturmstraße 28, Stralsund
Der Stralsunder Verein „Rock gegen Rechts“ lädt anlässlich des Jubiläums „10 Jahre Rock gegen Rechts in Stralsund“ zu einer Podiumsdiskussion ein.
Was vor einer Dekade im Jahr 2005 als Initiative von Schülerinnen und Schülern begann, hat sich mit dem Verein „Rock gegen Rechts“ zu einem nachhaltigen Projekt in der Hansestadt Stralsund und über deren Stadtgrenzen hinaus entwickelt. Der Verein leistet kontinuierlich Bildungsarbeit mit vielfältigen Formaten. Geboten werden Ausstellungen, Sportturniere, Vorträge, Film- und Diskussionsveranstaltungen sowie Theateraufführungen und Konzerte.
Ehrenamtlich und mit großem Engagement positionieren sich junge Menschen regelmäßig gegen rechtsextreme und demokratiefeindliche Tendenzen und Gewalt. Bereits seit einigen Jahren widmet sich der Verein auch der Flüchtlingshilfe. Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Besuchern zeigen, dass viele Stralsunderinnen sich gegen Menschenfeindlichkeit und für mehr Demokratie in ihrer Region aussprechen wollen.
Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums möchte „Rock gegen Rechts“ einen Blick auf seine Anfänge werfen und mit Weggefährten ins Gespräch kommen. Welche Highlights bleiben unvergesslich? Welche Herausforderungen für eine demokratische Kultur bestehen in Stralsund weiterhin? Welche Ideen und Möglichkeiten sehen die Menschen, die hier leben? Was passiert, wenn nichts passiert? Sich diese Fragen zu stellen, scheint bedeutsamer denn je: Der rechtsextreme terroristische NSU, die islamfeindliche MVGIDA-Bewegung, Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, aber auch fremdenfeindliche „besorgte Bürger“ geben ausreichend Anlass. Diese und weitere Fragen werden Thema der Diskussion sein. Der Stralsunder Verein „Rock gegen Rechts“ lädt Sie daher herzlich zu seiner Jubiläumsveranstaltung ein.
Podiumsgäste: Jan „Monchi“ Gorkow (Sänger der Band „Feine Sahne Fischfilet“), Birgit Lohmeyer (Schriftstellerin; Veranstalterin „Jamel rockt den Förster“), Jens Knoop („Rock gegen Rechts Stralsund e.V.“), Ahmed Shah (Initiative Grenzenlos e.V.), Volkhard Mosler (1978/79 Mitbegründer „Rock gegen Rechts“ in Frankfurt am Main).
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige Menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.
Update 18.09.:
Aufgrund der zahlreichen Rückmeldungen und Interessensbekundungen an unserer Podiumsdiskussion möchten wir darauf hinweisen, dass leider nur 90 Personen Eintritt zur Veranstaltung erhalten können. Laut Vermieter der Kulturkirche hängt dies mit den Sicherheitsrichtlinien der Kulturkirche zusammen.
Wir bitten um Verständnis und raten: Frühes Kommen sichert eher einen Platz 😉
Wir freuen uns auf eine sicher interessante Diskussion!
Fotoaktion gegen Rechts
18. September 2015 – 18.00 bis 19.00 Uhr sowie 21.00 bis 22.00 Uhr, Kulturkirche St. Jakobi, Jacobiturmstraße 28, Stralsund
Vor und nach der Podiumsdiskussion besteht die Möglichkeit, sich an einer Fotoaktion gegen Rechts zu beteiligen. Mit euren Gesichtern und einem selbst gewählten Spruch könnt ihr gegen rechte und rassistische Entwicklungen Stellung beziehen.
Falls ihr eigene Ideen für euer Schild habt oder der Wunsch besteht, nicht eindeutig erkennbar zu sein, ist das kein Problem. Ihr könnt euch so ablichten lassen, wie ihr es wünscht und auch die Schilder könnt ihr vor Ort selbst gestalten.
Den Flyer der Aktionstage könnt ihr hier runterladen.
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