Rechte kündigen in Mecklenburg-Vorpommern heißen Demo-Herbst an!

Seitdem das übliche „Sommerloch“ vorbei ist, waren in den vergangenen Wochen in ganz MV vermehrt Stralsund Affenrechte Aktivitäten festzustellen. In den meisten Fällen kann gegen diese Umtriebe mobilisiert werden, selbst wenn sie mitunter erst sehr kurzfristig bekannt werden.

So konnte am Freitag, den 11.09., erfolgreich gegen eine Mahnwache der „MV-Patrioten“ in Stralsund protestiert werden. Interessierte BürgerInnen wurden an zwei Infoständen im Stadtteil Grünhufe rund ums Thema Asyl aufgeklärt, um Falschdarstellungen, die derzeit reichlich von rechter Seite gestreut werden, zu entkräften. Doch nicht nur Bildungsarbeit wurde geleistet; das bunte Bündnis begab sich außerdem gemeinsam zur Notunterkunft für Geflüchtete, um sie mit einer Menschenkette zu schützen. Zugleich sollten die Bewohner der Unterkunft damit willkommen geheißen werden.

Dass die Zahl der Gegendemonstrierenden weit höher war als die der fremdenfeindlichen „Patrioten“, war ein gutes Zeichen für die Stadt. Es ist bedenklich, dass die geringe Polizeipräsenz nicht ausreichte, um dem Treiben der RassistInnen Einhalt zu gebieten. Diese konnten unbehelligt einen „Spaziergang“ zu ihrem Parkplatz durchführen, nur um später erneut zu versuchen, zur Notunterkunft zu kommen. Das Bündnis und die Polizei konnten sie dort jedoch abwehren.

Zu einer Demonstration von Neonazis kam es außerdem in Güstrow am vergangenen Montag. Auch diese wurde erst sehr kurzfristig angemeldet und vom Landkreis genehmigt. Der Aufmarsch ging durch viele Teile der Stadt, u.a. vorbei an der „Villa Kunterbunt“, in der Karen Larisch und ihre KollegInnen wertvolle Integrations- und Kulturarbeit leisten. Am selben Abend wurde Frau Larisch von Neonazis angegriffen. Auch hier war die Polizeipräsenz gering, dennoch kam es zu keinen Verletzungen.

Am 16.09. fand eine weitere Nazidemo statt, die sich gegen die Notunterkunft für Geflüchtete in Wismar richtete. Das Bündnis Wismar für Alle organisierte bunte Protestaktionen.

Auch für die kommenden Tagen und Wochen sind bereits Demonstrationen von RassistInnen und Neonazis angekündigt. Beim Infoportal Nordost findet ihr eine ständig aktualisierte Übersicht. Um auf dem Laufenden zu bleiben, verfolgt außerdem aufmerksam unsere Facebookseite und unseren  Terminkalender. Zusätzlich sind Informationen auf Endstation-Rechts zu finden.

Es ist nun wichtiger denn je, sich ehrenamtlich für Geflüchtete in Stralsund und MV zu engagieren. Aber auch die Aktivitäten der RassistInnen verlangen kontinuierlichen Widerstand. Wenn ihr Informationen habt oder Hilfe braucht, schreibt uns oder einem Bündnis in eurer Stadt. Raus auf die Straße!

Aufklärungskampagne Flucht und Asyl 11.09.

Via Kinderfest Stralsund:

!!! Unterstützung für den Infostand anlässlich der Mahnwache der MV-Patrioten vor der Flüchtlingsunterkunft in Grünhufe – MORGEN !!!

Hallo an alle Aktiven und Unterstützer,
wie einige von euch vielleicht schon mitbekommen haben, rufen die MV-Patrioten am morgigen Freitag, den 11.09.2015 um 19:00 Uhr zu einer Mahnwache an der Lindenallee / Ecke Lübecker Allee auf.
Dort befindet sich das Parkhotel: dieses war in den letzten Tagen oft in den Medien, da Lehrlinge ausziehen und Flüchtlinge untergebracht werden. Die Patrioten nutzten den Unmut und das Unwissen in der Bevölkerung um mit rechter Hetze die Stimmung gegen Flüchtlinge aufzuladen.
Die Stimmung in Grünhufe ist angespannt: die Menschen dort fühlen sich nicht informiert und von Entscheidungen abgehängt.
Dies nehmen wir Ernst, gleichzeitig tolerieren wir keinerlei Fremdenhass und keine rechten Parolen! Wer Fragen hat, hat ein Recht auf Antworten. Wer Hass schürt, dem werden wir geschlossen und deutlich entgegentreten!

Wir möchten den MV-Patrioten auf keinen Fall die Möglichkeit geben, ihre Hetze unwidersprochen zu streuen und statt dessen mit starker Präsenz gegen Fremdenhass und dem Angebot zur Aufklärung zu einem Abbau von Vorurteilen beitragen. Auch die kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chancen von Zuwanderung sollen dort Gehör finden.

Geplant ist nun ein buntes Treffen mit einem Infostand: an diesem sollen die klassischen Vorurteile mit guten Argumenten ausgehebelt werden. Wir bekommen einige Bilder aus der aktuellen Pro-Asyl-Ausstellung und organisiere einige Materialien / Flyer mit Fakten und Argumentationshilfen.

Jetzt brauchen wir noch Euch!

Wer kann uns vor Ort unterstützen? Da es uns wichtig ist, die Menschen vor Ort wirklich zu erreichen, bitte ich darum, keine Partei-Fahnen o.ä. mitzubringen.
Wer uns unterstützen möchte, meldet sich bitte bei uns unter kinderfest2015@gmail.com. Wir treffen uns dann morgen am Freitag, den 11.09.2015 um 17:00 Uhr an der VHS in der Friedrich- Engels- Str.28!
Dort besprechen wir die letzten wichtigen Punkte. Ich hoffe, dass wir viele sein werden!

Liebe Grüße
euer Orga-Team

Hamburg 12. September: Kein Platz für Nazis

logo_HH BündnisRock gegen Rechts Stralsund e.V. unterstützt den folgenden Aufruf des Hamburger Bündnisses gegen Rechts:

Am 12. September 2015 wollen Neonazis, Hooligans und RassistInnen aus verschiedenen Spektren und mit überregionaler Beteiligung unter dem Motto „Tag der deutschen Patrioten“ durch die Hamburger Innenstadt marschieren. Dies wollen wir gemeinsam mit vielen Menschen verhindern.

Gewaltbereite Hooligans…

Mit ihrem Motto und Teilen ihrer Symbolik knüpfen die PatriotInnen an den jährlichen Nazi-Aufmarsch „Tag der deutschen Zukunft“ an, dem sich 2012 in Hamburg Zehntausende Menschen mit Demonstrationen, Blockaden und anderen Aktionen erfolgreich entgegen stellten. Zudem wollen sie an die rassistischen Pegida- und HoGeSa-Aufmärsche (Hooligans gegen Salafisten) der letzten Monate anknüpfen. Der Strippenzieher des geplanten Aufmarsches ist Thorsten de Vries, ein mehrfach wegen Gewaltdelikten verurteilter Nazikader, der in seiner langjährigen Karriere für Kameradschaften, NPD und Hooligans aktiv war. Er und sein Team möchten gerne einen gemeinsamen Aufmarsch von organisierten Neonazis, Hooligans bis hin zur, in Hamburg inzwischen umbenannten, Pegida-Bewegung. Er und seine PatriotInnen träumen von einer homogenen Nation, die autoritär geführt wird und in der „Nicht-Zugehörige“ von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen werden. Vielfältigkeit, Gleichberechtigung und Solidarität gelten ihnen als Teufelszeug.

Die bisher veröffentlichten Videos und Bilder zum „Tag der deutschen Patrioten“ sowie die von de Vries veröffentlichten Stellungnahmen propagieren Nationalismus, Hetze gegen Muslime und Geflüchtete, sowie die traditionellen rechten Feindbilder: Frauenemanzipation und alternative Lebensentwürfe jenseits der heterosexuellen Kleinfamilie. Mit Kampfbegriffen wie „Volkstod“ und „Überfremdung“ propagieren sie, es sei Zeit für ihre „Revolution“, die in Hamburg am 12.9. beginnen solle. Ihre Propaganda strotzt von Gewaltphantasien, trotz verbaler Distanzierungen. So werben sie mit den brutalen Übergriffen des Hooligan-Aufmarsches im Oktober 2014 in Köln, bei dem auch de Vries als Redner auftrat. Das Innenministerium registrierte ihn schon 1997 in einer bundesweiten Datei als „geistigen Brandstifter“.

…Pegida, HoGeSa, AfD und NPD

Zehntausende von Pegida-AnhängerInnen im letzten Winter zeigten, dass sich jetzt ein schon länger vorhandenes rassistisches Potential offen auf die Straße wagt. Zudem hat dieses Spektrum mit der AfD erstmals eine parlamentarische Vertretung, die im Gegensatz zur NPD nicht mit dem Makel des NS-Bezuges behaftet ist. Im Gefolge von AfD, Pegida und HoGeSa nahmen Angriffe auf Geflüchtete in Deutschland drastisch zu. 2014 gab es laut ProAsyl 35 Brandanschläge und 118 Sachbeschädigungen gegen Geflüchtetenunterkünfte sowie 256 Kundgebungen gegen Geflüchtete und ihre Unterkünfte.

Auch wenn Pegida und AfD in Ostdeutschland die größten Erfolge haben, blieb Hamburg nicht von dieser Entwicklung verschont. Nach einem Wahlkampf,  der von Ressentiments geprägt war, gelang der AfD in Hamburg, trotz kritischer Berichterstattung, erstmals der Sprung in ein westdeutsches Parlament. Der AfD-Abgeordnete Dr. Ludwig Flocken warb dafür im Wahlkampf auf einem von Neonazis dominierten Pegida-Aufmarsch in Schwerin.

Schon 2013 gab es einen Aufmarsch-Versuch, der sich gegen eine Moschee in Hamburg-Horn richtete, seit 2014 machen RassistInnen in Farmsen gegen eine Geflüchtetenunterkunft mobil, während in Harvestehude Biedermänner mit juristischen Winkelzügen eine Unterkunft verhindern wollen. Und die Hamburger NPD hetzt wie immer gegen Geflüchtete und alle, die nicht in ihr rassistisches Weltbild passen.

Gescheiterte Migrationspolitik und antirassistische Solidarität

Die deutsche und europäische Politik im Umgang mit Geflüchteten ist gescheitert. 60 Millionen Menschen befanden sich 2014 weltweit auf der Flucht vor Elend, Bürgerkriegen, ökologischen Verwüstungen und fehlenden Lebensperspektiven, an denen auch die westlichen Industriestaaten Schuld tragen. Dem Massensterben bei der Flucht über das Mittelmeer wird jedoch begegnet durch noch stärkere Abschottung, durch militärische Maßnahmen gegen angebliche „Schlepper“ bzw. deren Boote, durch die Planung von extraterritorialen Aufnahme-Lagern und durch ein noch härteres Abschieberegime. Statt auf Willkommenskultur wird auf eine Politik der Abschreckung gesetzt. Auch in Hamburg bietet der neue rot-grüne Senat nach inzwischen zwei Jahren der sogenannten Lampedusa-Gruppe immer noch keine dauerhafte Lebensperspektive.

Bewegungen wie Pegida, HoGeSa und Co. fühlen sich durch diese Politik der Abschreckung und Ausgrenzung ermutigt. Sie fühlen sich als Vollstrecker eines vermeintlichen Volkswillens und der etablierter Politik auf der Straße.

Wir stellen uns gegen eine Migrations- und Asylpolitik, die Menschen nach ihrer Nützlichkeit für die Wirtschaft beurteilt und ihnen die Gleichberechtigung vorenthält. Wir brauchen eine humane Geflüchteten- und Migrationspolitik. Deshalb wenden wir uns gegen die seit Jahrzehnten andauernde Demontage des Asylrechts, gegen die rigorose Abschiebepolitik, gegen die Isolierung von Geflüchteten durch Zwangsunterbringung in Lagern. Wir treten ein für das uneingeschränkte Asylrecht, Bleiberecht für Geflüchtete sowie für gleiche Rechte und Bewegungsfreiheit für alle Menschen.

Viele HamburgerInnen teilen diese Ziele mit uns. Tausende gingen in den letzten Jahren für die illegalisierte Lampedusa-Gruppe auf die Straße, an vielen Orten entstanden Initiativen zur Unterstützung von MigrantInnen, wurden Patenschaften für Heime übernommen, Spenden gesammelt, Wohnraum zur Verfügung gestellt und vielfältig Solidarität gelebt.

Gemeinsam gegen den Nazi-Hooligan-Aufmarsch

Das Hamburger Bündnis gegen Rechts ruft deshalb dazu auf, am 12. September gemeinsam gegen den Aufmarsch der Nazi-Hooligans auf die Straße zu gehen. Der Bundesgerichtshof bestätigte im Januar 2015 ein Urteil des Landgerichts Dresden, nachdem Hooligans als kriminelle Vereinigung eingestuft werden können. Wir verlassen uns jedoch nicht auf staatliche Verbote oder Auflagen. Wir werden flexibel sein und dort protestieren, wo die RassistInnen ihre menschenverachtende Propaganda verbreiten wollen. Und wir sind solidarisch mit allen, die mit uns das Ziel teilen, den Aufmarsch zu verhindern. Am 1. Mai 2008 und am 2. Juni 2012 haben wir erfolgreich den Nazis Paroli geboten. Im Januar 2015 protestierten 5.000 HamburgerInnen gegen Pegida, ohne dass diese weder vorher noch danach gewagt hätte, in Hamburg zu marschieren. Und im November 2014 sagten die Hooligans sogar aus Angst vor Gegenprotesten ihren in Hamburg geplanten Aufmarsch ab. Dies ist uns Ansporn ein weiteres Mal auf die Straße zu gehen und uns ihnen in den Weg zu stellen. Komm mit!

Hamburger Bündnis gegen Rechts

Demonstration und Gegenaktivitäten:
Samstag 12. September 2015, 10:00 Uhr
dort wo die Nazis sind
vorerst Hauptbahnhof (Hachmannplatz)