Montag, 06.08.2012 – Nach dem Erfolg im letzten Jahr, wurde das Konzept, mit vielfältigen Bildungsveranstaltungen in Kooperation mit der Volkshochschule Stralsund, fortgesetzt. Am 6.08. erlebten viele Stralsunder_innen (Junge und Alte) eine Ausstellungseröffnung zum Thema „Geschlossene Gesellschaft – Wie leben Flüchtlinge in MV?“ und eine anregende Diskussion zu diesem Thema. Nach der Eröffnung und einer Einführung zu der Ausstellung von Frau Dannenberg (Antirassistische Initiative), und einer theoretischen Einführung zu den Fragen, warum fliehen Menschen, unter welchen Bedingungen leben diese in Deutschland und MV von Herrn Göttlicher vom Flüchtlingsrat, schilderte Shabnam Shariatpanahi wie sie und ihre Familie vor 20 Jahren aus dem Iran, wg. politischer Verfolgung, nach Deutschland kam und welche Schwierigkeiten ihnen ihr bevorstanden ehe sie nach 6 Jahren die Anerkennung für den ständigen Aufenthalt bekam. Danach hatten die Gäste und Besucher die Chance Fragen an die Akteure zu stellen und diese nutzten sie vielfältig. Es gab viele Fragen zum Aufenthaltsrecht, welches neben dem Steuerrecht die komplizierteste Materie für die Betroffenen ist. Frau Sonja Steffen (MdB, SPD) sagte „Es darf nicht hingenommen werden, dass die Frage nach einem neuen Asylbewerberheim, einen negativen Unterton bekommt.“ Shabnam Shariatpanahi sagte „Mein Kind hat die Chance, das gute von meinen iranischen Wurzeln und dem guten meines deutschen Ehemannes mitzubekommen“. Insgesamt wurde diese Veranstaltung von der Moderatorin Dr. Sabine Koppe als sehr erkenntnisreich bewertet. Anschließend lud sie alle Anwesenden zu den weiteren Veranstaltungen in der Aktionswoche ein.
Dienstag, 07.08.2012 – An diesem Abend kamen ungefähr 20 Interessierte in die Volkshochschule, um gemeinsam den Film „Skinhead attitude“ zu sehen und sich im Anschluss über das Gesehene auszutauschen. Der Film verdeutlichte die Anfänge der Skinhead-Bewegung in Großbritannien und machte den Anwesenden klar, dass diese zunächst nicht in eine rechte Richtung führte, sondern im Gegenteil sich in den Arbeitervierteln profilierte und sich in der Reggae- und Ska-Tradition sah. Im Folgenden wurde gezeigt, wie sich die rechte Szene zunehmend Elemente der Skin-Kultur zu eigen machte und benutzte. Aber auch wie andere Teile dieser Bewegung sich vehement von Rassismus und Diskriminierung abgrenzen. Die anschließende kurze Diskussion zeigte, dass noch viele Fragen offen blieben und dass dem einen oder anderen auch die Abgrenzung der unterschiedlichen Richtungen nicht immer leicht fällt. Das ist sicher für Kenner der Szene einfacher. Insgesamt ein gelungener Abend, der zeigt, dass es ein großes Interesse an Themen zu verschiedenen Jugendstilen (Musik und Lifestyle) gibt.
Mittwoch, 08.08.2012 -Am Mittwoch hatten wir das Highlight der Aktionswoche Rock gegen Rechts. Ungefähr 50 Personen waren der Einladung gefolgt und gingen gemeinsam der Frage nach, ob ein Deutschland ohne Nazis zu schaffen sei. Prominente Redner waren der Bundestagsabgeordnete der SPD aus Schleswig-Holstein Sönke Rix und die Stralsunder SPD-Bundestagsabgeordnete Sonja Steffen. Sönke Rix arbeitet u.a. auch im NSU-Untersuchungsausschuss mit. Nach einer Einführung von Sönke Rix gab es viele Fragen aus dem Publikum. Diese Fragen reichten von der Thematik eines möglichen NPD-Verbotes bis hin zu Grundfragen der Demokratie. Die Redner mussten sich auch einer Reihe von kritischen Fragen stellen, die sich vor allem um das Thema drehten: wie viel Partei braucht eigentlich die Demokratie? Ein 11- jähriger Schüler wollte wissen, wie es sein könne, dass die NPD Geld für Kinderfeste hätte und die anderen Parteien nicht. Ein Punkt, der die interessierten Teilnehmenden sehr bewegte, war die Vernichtung der NSU-Akten. Hier wurde Unverständnis geäußert bis hin zu dem Verdacht einer gezielten Aktion. Was die Teilnehmenden aber sicher mitnahmen, war der leidenschaftliche Aufruf des Redners, immer wieder Zivilcourage zu zeigen und den Nazis klarzumachen: Ihr seid hier nicht erwüscht.
Donnerstag. 9.08.2012 -Am Donnerstag kamen über 30 junge Menschen zu einer Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung zum Thema „20 Jahre Pogrome von Rostock-Lichtenhagen“ in die Volkshochschule Stralsund. Nico Burmeister von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) erklärte in einem Vortrag, wie es zu den Pogromen kam, wie die damals Verantwortlichen reagierten, wie sich die Asylpolitik danach änderte und welche Aktionen zum 20. Jahrestag der Pogrome in Rostock geben wird. In seinen Vortrag baute er Ausschnitte aus dem Doku-Film „The Truth Lies in Rostock“ ein. Nach dem Vortrag nutzten die Gäste die Möglichkeit zur Diskussion. Dr. Marianne Linke (Kreisvorsitzende der Partei DIE LINKE in Stralsund) sagte; „Es ist erschreckend wie die Politik die Angst der Menschen vor dem Anderen ausnutzte um das Asylrecht im Dezember 1992 zu ändern, faktisch abzuschaffen“. Auf Nachfrage erklärte Nico Burmeister nochmal den genauen Ablauf der Demonstration, Treffpunkt ist um 14 Uhr in Lütten Klein am Bahnhof. Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Webseite: http://lichtenhagen.blogsport.de/aufruf. Am 26.08. gibt es außerdem im Peter-Weiß-Haus in Rostock ein World Café unter dem Titel „Lichtenhagen, NSU und alle schauen zu…“
Freitag, 10.08.2012 – Der Freitag stand ganz im Zeichen des komplizierten Themas „Grauzone – Rechte Lebenswelten in Punk, Oi und Deutschrock“. Vom Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin e.V. war Michael Weiss in die Volkhochschule Stralsund gekommen um ausführlich über dieses Thema zu sprechen. Von Grauzone spricht man, wenn eine Band selbst (strukturell) oder ihre Texte mit rechten Image-Merkmalen spielen bzw. rassistischen Ressentiments Vorschub geleistet wird. Oftmals werden unter dem Deckmantel der „unpolitischen“ Musik Werte vermittelt, die ganz klar politisch rechts verortet werden müssen. Dazu gab es in dem Vortrag viele Beispiele wie eng manch „unpolitische“ Band mit extrem rechten Milieus verwoben ist. Nach dem Vortrag nutzten die Gäste die Möglichkeit mit Michael Weiss ins Gespräch zu kommen, unter anderem wurde ausführlich darüber diskutiert, oder der ehemalige Sänger, Stephan Weidner, der Band Böhse Onkelz ein guter Pate für das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ am Gymnasium Grimmen ist. „Dieser Vortrag war der spannendste in dieser Woche“, „Ich habe viele neue Informationen bekommen“ – das waren Aussagen, die wir nach dem Vortrag von den Gästen als Feedback bekamen.
Da die Presseberichte sehr gut waren, haben wir verzichtet zu den Konzerten einen Bericht zu schreiben. Daher schaut auf der Seite Presse zu den Presseberichten.