Die Auftaktveranstaltung der diesjährigen Aktionstage gegen Rechts beleuchtete das Thema Rassismus und Diskriminierung von mal einer etwas anderen Seite. Mit der Ausstellung „Tatort Stadion 2“ wurde erstmals im Rahmen dieser Aufklärungs- und Veranstaltungsreihe das Thema aus Sicht des Fußballsports betrachtet. Wohl kein anderer Sport auf der Welt bringt so viele unterschiedliche Menschen und Kulturen zusammen wie der Fußball. Doch leider findet dieses Zusammentreffen immer weniger in offener und diskriminierungsfreier Atmosphäre statt. Das Gegenteil scheint vielmehr der Fall zu sein. Wie heute Fußballvereine in Deutschland mit dem Thema Rassismus, Sexismus und allen anderen Formen von Diskriminierung innerhalb der Fanszene umgehen, darüber sprach in einem Kurzreferat Florian vom Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF). Anhand von Beispielen schilderte er, wie sich neonazistische Tendenzen unter den Fans, vor allem in den Profiligen, in den letzten 1 ½ Jahren verstärkt haben. So zogen sich in diesem Jahr die Ultras Aachen mit einer öffentlichen Erklärung vorerst aus dem Stadion zurück. Ständige Bedrohungen und gewalttätige Angriffe innerhalb und außerhalb des Stadions durch neonazistische Fangruppierungen und Kameradschaften, sowie eine tatenlose Vereinsführung zwangen die Ultras zu diesem gravierenden und letztlich hilflosem Schritt. In Braunschweig wurden Teile der Fanszene, die neonazistische Strukturen aufdeckten, durch Vereinsgremien als Nestbeschmutzer bezeichnet. Ähnliches spielt sich in Duisburg und Dortmund ab. Immer häufiger werden engagierte Fans mit der Aussage „Politik hat im Stadion nichts zu suchen“ konfrontiert. Doch holt man mit Bannern die sich gegen Nazis aussprechen wirklich überhaupt erst die Politik ins Stadion? Nein! Denn sich öffentlich gegen Nazis zu wehren ist sogar in den Augen manch konservativer Politiker Zivilcourage. An jedem Ort, an dem sich Menschen zusammen finden, findet in irgendeiner Form auch Politik statt. Gesellschaftliche Kulturgüter, zu denen der Fußballsport zweifelsohne gehört, sind niemals frei von Politik. Und Sprechchören wie „Arbeit macht frei – Babelsberg 03“ oder „Zick Zack Zigeunerpack“, welche die Babelsberger Fans kürzlich ertragen mussten, dürfen niemals unbeantwortet bleiben. Doch trotz der wieder erstarkenden rechten Szene im Fußball dominiert derzeit die sogenannte Sicherheitsfrage in deutschen Stadien, die mediale Debatte. Die Diskussion um Pyrotechnik hat das Thema Diskriminierung in der Öffentlichkeit fast völlig verdrängt. Ob dies politisch so gewollt ist, ist noch nicht klar. Die Ausstellung möchte ihren Beitrag dazu leisten, die Debatte wieder zurück in die Gesellschaft und die Öffentlichkeit zu bringen. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann dies noch bis zum 22.August in der Kulturkirche und am 24.August beim ersten antirassistischen Fußballturnier in Stralsund tun.
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